04 Mombachbädle




Bad Cannstatt, Stuttgart, Deutschland


Project 2025
Schürmann+Witry Architekten (ARGE NECKARBAD)



Neckarbädle – Wir wollen baden!
Das Neckarbädle ist mehr als ein architektonisches Projekt – es ist ein Aufruf, den Neckar neu zu entdecken. Inmitten von Stuttgart Bad Cannstatt soll ein schwimmendes Bad entstehen, das den Fluss als öffentlichen Raum neu erlebbar macht. Als schwimmendes Bauwerk mitten auf dem Wasser wird das Badeschiff Teil einer wachsenden Kette von Aktivitäten entlang des Neckars – von Fridas Pier bis zum Theaterschiff.
+ Im Neckar selbst ist das Baden verboten – die Wasserqualität ist unzureichend, und der dichte Schiffsverkehr macht das Schwimmen zu gefährlich. Das Badeschiff bietet hierfür eine sichere Alternative: Es nutzt das Neckarwasser, bereitet es technisch auf und führt es gereinigt wieder zurück in den Fluss. So entsteht ein geschützter Ort zum Schwimmen – mitten auf dem Wasser und dennoch öffentlich zugänglich.
Um die Idee greifbar zu machen und frühzeitig in den öffentlichen Diskurs zu bringen, wurde durch das Büro Agency Apero und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt ein Pop-up-Prototyp realisiert. Der bereitgestellte Bram diente als Plattform für ein temporäres Installationsbad mit einem kleinen Wasserbecken. Ergänzt wurde es durch einen pavillonartigen Aufbau aus Baugerüsten und gelben Baustellenstaubnetzen – eine bewusst rohe, aber poetische Geste, die Aufmerksamkeit weckte und Neugierde erzeugte.
Die entstandenen Bilder auf dieser Seite dokumentieren nicht nur diesen gebauten Prototypen, sondern machen den Entwurf als Vision und räumliche Erfahrung unmittelbar nachvollziehbar.
Das Neckarbädle ist damit nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Symbol für eine neue Art der Stadtnutzung: mutig, gemeinschaftlich – und mit einem frischen Blick auf den Umgang mit unserem Stadtraum.





Location +
Der Neckar in Bad Cannstatt – Unterschätzter Stadtraum zwischen Natur und Stadt
Trotz seiner zentralen Lage und landschaftlichen Schönheit wird der Neckar in Bad Cannstatt bislang kaum als öffentlicher Raum genutzt. Die Wasserstraße ist fest in der Hand der Binnenschifffahrt, Baden ist aus hygienischen und sicherheitstechnischen Gründen verboten. Der Fluss bleibt dadurch physisch und gedanklich vom Alltag der Stadtbewohner*innen abgetrennt. Dabei liegt hier ein bemerkenswertes räumliches Potenzial: Der Neckar durchquert einen heterogenen städtischen Kontext – zwischen Mineralquellen, Grünanlagen, Wohnquartieren, Verkehrsachsen und brachliegenden Flächen. Gerade diese Mischung aus naturnahen Räumen und urbaner Infrastruktur erzeugt eine besondere Spannung: ein Ort mit Charakter, historischer Schichtung und gleichzeitig großen Freiräumen für neue Nutzungen. Das Badeschiff ist ein möglicher erster Schritt, diesen Raum wieder zugänglich und erfahrbar zu machen – als Verbindung von Wasser, Stadt und Alltag.

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Process + Von der Idee zum Entwurf – und weiter zur Umsetzung.
Der Impuls entstand im Rahmen des internationalen Ideenwettbewerbs „Reclaim the River“, ausgerufen von der IBA’27 und dem Verband Region Stuttgart. Der eingereichte Beitrag „Mombachbädle“ überzeugte mit der Idee eines Flussbads, gespeist von der nahegelegenen Mombachquelle. Die Jury würdigte den Entwurf als realistisch, umsetzbar – und mit starker gesellschaftlicher Relevanz. Doch die ursprüngliche Idee ließ sich am vorgesehenen Standort nicht realisieren: Das Mombachbädle wäre mitten in der aktiven Schifffahrtslinie des Neckars gelegen. Daraus entstand eine Weiterentwicklung in zwei Richtungen – jeweils angepasst an unterschiedliche räumliche Gegebenheiten und Maßstäbe:

Neckarbädle

Ein frei liegendes Badeschiff, das an einem Ufersteg an der Überkingerstraße liegt – zentral, gut angebunden und in bestehende städtische Strukturen eingebettet. Die Gestaltung ist modular gedacht, sodass das Konzept auch an anderen Standorten in der Region funktionieren kann.

Mombachdelta
Eine minimalinvasive Aufwertung am Einlauf der Mombachquelle. Hier entsteht ein naturnaher Zugang zum Wasser: Flusssteine schaffen seichte Uferzonen, in denen sich Mensch und Tier begegnen können. Ein schlichter Steg ergänzt den Ort als öffentliche Plattform am Wasser.

Herzstück des Projekts ist das Badeschiff selbst – ein modularer Baukörper, der auf einem Ponton ruht. In diesen Ponton ist das Schwimmbecken eingelassen – technisch präzise ausgeführt und aufbereitetes Neckarwasser nutzend. Darüber erhebt sich eine klare, weiße Stahlkonstruktion, die das tragende Gerüst für sämtliche aufbauenden Elemente bildet: Umkleiden, Geländer, Sonnenschutzelemente und technische Infrastruktur. Der Ausbau folgt einem flexiblen, nachhaltigen Prinzip: Wiederverwendete und upgecycelte Materialien kommen gezielt zum Einsatz – für Böden, Einbauten, Möblierung und atmosphärische Ergänzungen. Die offene Struktur ermöglicht individuelle Anpassungen je nach Standort, Größe oder Nutzungskonzept. Mit Abmessungen von ca. 50 m Länge, 11,40 m Breite und rund 5 m Höhe ist das Schiff so dimensioniert, dass es den Anforderungen der Neckarschifffahrt entspricht. Gleichzeitig ist das gesamte System skalierbar: In unterschiedlichen Größen – S, M oder L – kann das Badeschiff an vielfältige Orte und Situationen angepasst werden.
Die tragende Stahlstruktur übernimmt auch energetische Funktionen: Leichte Verschattungselemente – etwa aus Baustellen-Staubschutznetzen, wie sie bereits im Pop-up-Prototyp verwendet wurden – lassen sich flexibel anbringen und schaffen zonierte Aufenthaltsbereiche. Ergänzend können thermische Solarkollektoren installiert werden, um das Beckenwasser auf umweltfreundliche Weise zu temperieren.
Das Schwimmbecken sowie die Duschanlagen werden mit technisch aufbereitetem Neckarwasser gespeist. Nach der Nutzung wird das Beckenwasser nochmals gereinigt und zurück in den Fluss geleitet. Das Wasser aus Duschen und Toiletten wird hingegen separat erfasst – entweder über einen Schmutzwassertank oder durch Einleitung in die städtische Kanalisation. Die Stromversorgung erfolgt über einen konventionellen Landanschluss.

Um die Idee greifbar zu machen, wurde durch das Büro Agency Apero im Rahmen des IBA-Festivals ein temporäres Pop-up auf einem vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt bereitgestellten Bram realisiert. In Kooperation entstand eine Installationsplattform mit kleinem Wasserbecken und einem pavillonartigen Aufbau aus Baugerüsten und gelben Baustellennetzen. Die entstandenen Bilder auf dieser Website stammen aus dieser Intervention – und zeigen die Vision in atmosphärischer Form.

Mitwirkende & Ausblick In Zusammenarbeit mit Schürmann+Witry Architekten, IBA’27, Agency Apero, Transsolar, Fritz Planung, der Josef-Wund-Stiftung, dem WSA Neckar und dem Verband Region Stuttgart wird derzeit an einem tragfähigen Gesamtkonzept gearbeitet. Ziel ist es, bis Sommer 2025 eine realisierbare Lösung zu entwickeln – und vielleicht schwimmt 2027 bereits das erste Neckarbädle durch Stuttgart oder eine andere Stadt der Region



Drawings +